Schreiber

Theodor Herzl war politischer Journalist und Autor. Der 1860 in Budapest geborene, säkulare Jude hatte in Wien Rechtswissenschaft studiert, bevor er 1891 Korrespondent aus Paris wurde. Als Berichterstatter für die Wiener «Neue Freie Presse» wurde er Zeuge der antisemitischen Degradierung des französischen Generalstaboffiziers Alfred Dreyfus aus Mulhouse und verurteilte sie als Verunglimpfung der jüdischen Bevölkerung. Dieses Erlebnis war der Anstoss, um 1896 die Schrift «Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage» zu verfassen. Herzls Zukunftsroman «Altneuland» folgte 1902. Darin schildert er seine Utopie einer jüdischen Gesellschaft in Palästina.

«[Der Verleger Breitenstein] war begeistert, als ich ihm einige Stellen aus der nach langer Mühe endlich fertigen Schrift vorlas. Den Titel habe ich geändert. « Der Judenstaat ». Jetzt fühle ich die Erleichterung nach getaner Arbeit. Einen Erfolg erwarte ich nicht.»

Theodor Herzl
«Theodor Herzls Tagebücher». 1. Band. 1922.

Der Judenstaat
Leipzig/Wien, 1896
JMS 1440

In seinem Appell mit dem programmatischen Titel «Der Judenstaat» schlägt Theodor Herzl 1896 vor, einen Staat für Juden zu errichten, der aber auch andersgläubige Menschen aufnehmen würde. Als Gebiet schlug er Argentinien, Uruguay oder Palästina vor. Die Amtssprache des neuen Landes sollte Deutsch sein.

«Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen.»

Theodor Herzl
«Altneuland. Ein utopischer Roman». Leipzig 1902.

Titelblatt des Buchs «Altneuland»
Leipzig, 1902

Dieser utopische Roman beschreibt die Infrastruktur und Gesellschaftsform eines Judenstaats: Eine Behörde regelt die Einwanderung, überwacht die Wirtschaft und übernimmt sämtliche Aufgaben des Städtebaus und der Infrastruktur bis hin zur Schulbildung, zur inneren Sicherheit und zur Gesundheitsvorsorge. Das Wirtschaftskonzept beruht auf Privateigentum und Marktwirtschaft, ist jedoch durch Genossenschaften geprägt. Durch elektrifizierte Eisenbahnstrecken und asphaltierte Strassen ist das Land gut erschlossen und vernetzt.

Postkarte
Basel, 29. August 1897
JMS 1268

Theodor Herzl schrieb an seine jüngste Tochter Margarethe, genannt Trude:

«Meine gute Trude, heute habe ich von Pauline u. Hans [ihre älteren Geschwister] Briefe bekommen, Du kannst noch nicht schreiben, sonst hättest du es auch gethan. Ich will Dir also auch eine solche Karte auf dem Präsidialtische des Zionistenkongresses schreiben. Diese Karte wirst auch Du erst später verstehen, dann wird Dir diese Karte eine schöne Erinnerung sein. Dich küsst zärtlich Dein treuer Papa.»

Brief
Houlgate, 1889
JMS 583

«Wenn Sie über die Schweiz nach Paris gehen, wäre da eine für mich brillante Gelegenheit der Zusammenkunft». In seinem Brief vom 11. August 1889 versucht Herzl mit einem «verehrten Herr[n] Doctor» ein Treffen in Paris, Luzern oder Zürich zu vereinbaren.

Artikel von Theodor Herzl in der Neuen Freien Presse
Wien, 3. September 1892.

Theodor Herzl war Korrespondent für die Neue Freie Presse in Paris, wo er unter dem Titel «Französische Antisemiten» eine ironische Glosse über die neue Welle des Antisemitismus in Frankreich schrieb.